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Kamma - Ein Grundpfeiler in der Lehre des Buddha

Wir haben im Buddhismus den Buddha als unser Ideal.  Er war ein Mensch, der seinen Geist von jeglicher Spur der Gier, des Hasses und der Verblendung läuterte.  Nachdem er Dukkha (1) in seinem Herzen ausgelöscht hatte, weitete er gütiger Weise sein grenzenloses Mitgefühl auf alle fühlenden Wesen aus.  Im Rahmen seiner Lehren deutete er oft auf die Gegebenheit zahlreicher Daseinsbereiche hin, in welche Wesen hineingeboren werden können, zum Beispiel: auf die Höllenreiche, die Tierreiche, die Geister- und Dämonenreiche, das Reich des Menschen, die himmlischen Gefilde und Brahmagefilde und letztlich auf eine ausgeprägt spirituelle Dimension, welche manche das Dhamma-Element oder Nibbana nennen.

 

Der Buddha lehrte uns, Vertrauen in die Gegebenheit zu haben, dass Wesen immerfort in diese verschiedenen Daseinsbereiche geboren oder wiedergeboren werden.  Dieses fortwährende Wandeln der Wesen in diesem unablässigen Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt ist dadurch verursacht, dass ihre Gedanken immer noch ungeläutert oder, genauer gesagt, immer noch unter der Kontrolle von Unwissenheit sind.
Da dies so ist, werden sie weiterhin in diesem Kreislauf endlos wandeln und werden Geburt, Tod und Wiedergeburt in den verschiedenen Daseinsbereichen erleben, sowohl in hohen wie niederen oder in groben und wie feinen.  Dieser Kreislauf, Samsara (2) genannt, ist ohne Anfang und ohne bekanntes Ende, je nachdem wie Geist der Wesen von den Grundsätzen, die der Buddha lehrte, abweicht.  Infolgedessen sind sie an diesen Kreislauf gebunden und völlig unfähig, seine Macht zu überwinden.
Der Buddha lehrte uns deshalb, Vertrauen in das Gesetz des Kamma (3) zu setzen.  Dieses Gesetz ist wahrhaftig ein Grundpfeiler (in) seiner Lehre.  Er betonte, dass, wenn man heilsame Handlungen ausübt, gute Früchte ernten wird und wenn man unheilsame Handlungen ausübt, schlechte Früchte ernten wird.  Diese Lehre, im besonderen, ist ein ganz wesentlicher Grundsatz, den wir in unseren Herzen bewahren müssen.
Wenn eine Religion den Leuten lehrt zu glauben, dass ihre Handlungen ganz sicher Folgen mit sich bringen werden, dann werden sie die Intelligenz besitzen, auf die Tatsache zu vertrauen, dass, wenn sie unsittliche Handlungen ausüben, es zu ihrer Unglück führen wird, sowohl hier und jetzt als auch in der Zukunft.  Ebenso werden sie sicher sein, dass, wenn sie gute, tugendhafte Taten ausüben, es zu ihrer Glück führen wird, sowohl hier und jetzt als auch in der Zukunft.  Jeder intelligente Mensch unterließe somit alle unheilsamen und unsittlichen Handlungen.  Um so zu handeln, muss man jedoch zuerst den Schaden und das Leid sehen, welche von unsittlichem Verhalten herrühren, indem man erkennt, dass sie nur ein Grund dafür sind, dass man sofortige Betrübnis und Schmerz erfahren wird, und dass solche Handlungen auch ein Grund dafür sind, dass andere Menschen und die Gesellschaft im Allgemeinen, leiden werden.


Wenn wir das Bewusstsein und die Weisheit besitzen, um den Schaden oder das Dukkha zu sehen, das naturgemäß jeglicher unheilsamen Handlung folgt, wird sich unser Geist bei dem Gedanken abgestoßen fühlen, etwas zu tun, was gegen eine der Sittenregeln verstieße.
Stattdessen werden wir den Vorteil im Einhalten der Regeln sehen und erkennen, dass sie dazu beitragen, zunächst jegliche Betrübnis oder Unzufriedenheit in unseren Herzen zu lindern, indem wir alle unsere körperlichen und sprachlichen Handlungen mäßigen.  Dadurch dass wir uns nicht in einer den Regeln entgegengesetzten Weise verhalten oder sprechen, wird unser Herz beginnen, ein Maß an Kühle und Frieden zu erleben.  Infolgedessen wird jeder einfühlsame Mensch erkennen, dass, wenn man sich um die Sittenregeln kümmert, die Sittenregeln sich wiederum um das Herz kümmern, indem sie es ihm erlauben, einen gewissen Grad an Kühle und Frieden zu erleben

 

Wenn wir auf eine sorgfältige und weise Art stets über den Geist wachen, werden wir dennoch bemerken, dass ein Gefühl der Unzufriedenheit immer noch im Geist gegenwärtig ist.  Dieses Gefühl kommt dadurch auf, dass der Geist verblendet ist und sich mit den Gefühlsbewegungen von Gier und Wut, Wohlgefallen oder Missfallen identifiziert.  Immer, wenn wir uns bewusst werden, dass Unzufriedenheit oder Betrübnis in unserem Herzen gegenwärtig sind, müssen wir versuchen, alle denkbaren und uns möglichen Mittel zu finden, um ihnen ein Ende zu setzen.  Der Buddha hat uns den Übungspfad aufgezeigt, welcher die vollständige Beendigung jegliches Dukkha bewirkt.  Er lehrte, dass wir sittliche Tugend als Grundlage für unsere spirituelle Praxis haben müssen.  Dies dient dann als Basis, worauf wir das Üben von Geistessammlung aufbauen.  Geistesssammlung dient dann wiederum als Fundament für die Entfaltung von Achtsamkeit und Weisheit.  Mit diesen beiden Fähigkeiten der Achtsamkeit und Weisheit sind wir imstande, das Anhaften und die Identifikation in Hinsicht auf unseren Körper und Geist loszulassen.  Sie helfen auch jegliche Betrübnis und Unzufriedenheit zu vermindern, indem sie daran arbeiten, das Herz zu läutern, und dabei alle Spuren von Dukkha beseitigen, bis keine mehr übrig bleiben.  


Selbst wenn wir sittliche Tugend als Grundlage für unser Leben aufgebaut haben, werden unsere Herzen dennoch offen sein, Gemütszustände der Betrübnis und Unzufriedenheit zu erfahren.  Deshalb müssen wir versuchen, den Geist unter Kontrolle zu halten, indem wir ihn vorsichtig zügeln, um ihn von solchen Gemütsbewegungen frei zu halten.  Um dies mit Erfolg zu tun, ist es für uns notwendig, unseren Geist durch das Üben von Geistessammlung zu beruhigen.  Dabei wird die Hauptursache für die Entfaltung geistiger Kraft geschaffen - die Macht der Achtsamkeit.  Mit gut gefestigter Achtsamkeit kann der Geist sein Bewusstsein im gegenwärtigen Moment aufrechterhalten und sich des Entstehens von Dukkha und seiner Ursachen bewusst sein.  Wann auch immer Dukkha entsteht, wird die Achtsamkeit Mittel und Wege suchen, um ihm ein Ende zu setzen.

Gleichermaßen, wann auch immer irgendein unheilsamer Gedanke entsteht, werden wir
Achtsamkeit und Weisheit besitzen, um zu wissen, was getan werden muss, um den Gefühlen oder Gedanken entgegenzuwirken, welche von Gier und Wut oder Wohlgefallen und Missfallen gefärbt sind.  Wenn Gier entsteht, begegnet man ihr, indem man sich in Entsagung und Großzügigkeit übt.
Wut und Unzufriedenheit wird mit Vergeben und gegenseitiger Warmherzigkeit entgegengewirkt.  Und wenn Gefühle des Wohlgefallens oder der Anziehung hinsichtlich Formen, Klänge, Düfte, Geschmacksempfindungen und körperlichen Berührungen entstehen, ist ihnen entgegenzuwirken, indem wir unsere Achtsamkeit und Weisheit benutzen, um diese Gefühle zu betrachten und ihre Vergänglichkeit und das Nichtvorhandensein eines ‚Selbst’ zu erkennen.  Jegliches entstehende Gefühl, jegliche Stimmung oder Gedanke muss naturgemäß vergehen.


Die Entfaltung der meditativen Geistesssammlung beruht auf einem festen Fundament von Sila (4) oder sittlicher Tugend.  Es ist die gemeinsame Kraft der Geistesssammlung und der sittlichen Tugend, welche darauffolgend die Fähigkeiten der Achtsamkeit und Weisheit hervorbringt.  Diese beiden Fähigkeiten werden es uns ermöglichen, Dukkha in unseren Herzen zu lindern, indem sie darauf hinwirken, jegliche entstehende Verunreinigung wegzuräumen.  Wenn wir es nicht fertigbringen Geistessammlung zu entfalten, wird unsere Achtsamkeit nie imstande sein, mit allen Gedanken und Gemütsbewegungen des Geistes Schritt zu halten.


Die Stimmungen und Gemütsbewegungen, die aus den geistigen Verunreinigungen von Gier, Wut und Verblendung entspringen, sind sehr stark und allein ihr Vorhandensein wirkt dahin, den Geist zu verschleiern und auf ihm zu lasten.  Gleichwie eine Flut die Dinge, die sie hinwegfegt, zerstört, so werden unsere Herzen wie Baumstämme in einer wilden Flut mitgerissen.
Unsere Herzen werden ständig von dem Strom der entstehenden Gedanken, Stimmungen und Gemütsbewegungen getäuscht, was das Herz verursacht anzuhaften oder sich mit diesem Strom zu identifizieren, als sei es unser eigentlicher Geist.
Und daraus erfolgt, dass unaufhörlich Gefühle der Unzufriedenheit und Betrübnis im Herzen entstehen.


Deshalb müssen wir alle versuchen, uns gemäß den Lehren des Buddha zu üben, und Vertrauen in die Folgen von Kamma haben.  Dies bedeutet, Vertrauen darauf zu setzen, dass, wenn wir gute Taten vollbringen, auf günstige Folgen treffen werden und dass, wenn wir schlechte Taten begehen, wir mit ungünstigen Folgen rechnen müssen.  

Der Buddha wies uns an, nach und nach unseren Geist zu entfalten, indem wir gute Taten vollbringen, Großzügigkeit ausüben und die geistigen Vollkommenheiten aufbauen. (5)  Des Weiteren müssen wir auch die Sittenregeln beachten, Geistessammlung entfalten und Weisheit pflegen.  Wenn wir uns auf diese Weise üben, werden unsere Herzen dem Frieden und wahrer Glückseligkeit entgegen wachsen.  Dies ist der Weg zur wahren Glückseligkeit, zu Nibbāna, wobei allem Dukkha ein Ende gesetzt wird durch die vollständige Beendigung jeglicher Gier, Wut und Verblendung.


Und so müssen wir jeden Tag versuchen, dass unsere Fähigkeiten der Achtsamkeit und Weisheit den Geist unter sorgfältiger Kontrolle halten lassen, damit wir nur auf gute, heilsame Weise denken, sprechen und handeln.  Infolgedessen werden sich unsere Herzen ganz natürlich in einer Weise entwickeln, die uns über jegliche Betrübnis und alle Unzufriedenheit hinaus führen wird, und somit zu wahren Glückseligkeit gelangen.

 

Februar 2549 (2006)

Tan Ajahn Dtun (Thiracitto) 

Anmerkungen

 

(1)  Dukkha. Leid, Unyufriedenheit.

(2)  Samsāra.  Der anfangslose Kreislauf von Geburt, Tod und Wiedergeburt.(5)  Arahant.  Ein vollkommen erwachtes Wesen.

(3)  Kamma.  Gute oder böse Tat, Tat, Handlung, Tatenvergeltung, Tatverdienst, Tatenfolge. (Klaus Mylius)

(4)  Sīla.  Die sittlichen Regeln, Tugend.

(5)  Parami.   Die spirituellen Vollkommenheiten.  Dies sind die 10 spirituellen Vollkommenheiten, welche als Unterstützung zur Verwirklichung des Erwachens gepflegt werden:

1 Großzügigkeit;  2 Sittlichkeit;  3 Entsagung;  4 Erkenntnis, Weisheit;  5 Beharrlichkeit;6) Geduld;  7 Wahrhaftigkeit - seinem Wort treu sein;  8 Standhaftigkeit, Entschlossenheit;  9 Wohlwollen (Metta);  10 Gleichmut.

(6)  Nibbāna.  Das vollständige Enden des Leidens.  Die Erlösung von jeglicher Wiedergeburt.

 

 

©2014 Übersetzt aus dem Englischen Buddhistisches Nonnenkloster e.V.

© 2014 Buddhistisches Nonnenkloster e.V.

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